Laut aktuellen Medienberichten sollen berlinweit rund 1000 Schülerinnen und Schüler das sog. Probejahr an den Gymnasien nicht bestehen. Sollte das zutreffen wäre das ein dramatischer Anstieg gegenüber den vergangenen Jahren, selbst wenn man die Zahl der damaligen Abgänger von Gymnasien und Realschulen zusammenrechnen würde. Das waren im Schuljahr 2006/07 nämlich insgesamt „nur“ 655 Schülerinnen und Schüler. Es würde zugleich bedeuten, dass die Gymnasien zu wenig für die individuelle Förderung der betroffenen Schülerinnen und Schüler tun – obwohl sie nach § 56 Abs. 5 Satz 2 des Schulgesetz bei versetzungsgefährdeten Schülern eine Fördervereinbarung abschließen sollen.
Die Rufe von CDU und Grünen nach einer Einschränkung des freien Elternwahlrechtes sind Ausdruck einer rückschrittlichen Abschiebepädagogik, die rot-rot mit der Schulreform überwinden wollte. Das Probejahr, an dem die SPD seinerzeit festgehalten hatte, entfaltet offenbar die selektive Wirkung, die DIE LINKE stets befürchtet hatte. Es gefährdet die Gleichwertigkeit zwischen den Integrierten Sekundarschulen und den Gymnasien und öffnet durch die Bildung von sog. Rückläufer-Klassen der Stigmatisierung vieler Jugendlicher Tür und Tor.
Deshalb gilt es jetzt das Probejahr abzuschaffen und die individuelle Förderung an den Gymnasien zu verbessern. Das ist der richtige Weg um Kinder und deren Eltern nicht zu beschämen, sondern ihr Kind zum bestmöglichen Abschluss zu führen. Denn genau wie an den Sekundarschulen kann und muss man auch am Gymnasium die Möglichkeit haben sowohl das Abitur als auch den mittleren Schulabschluss ablegen zu können. Das bedeutet im Zweifel auch, den Gymnasien für diese Aufgabe mehr Mittel zur Verfügung zu stellen – vor allem dann, wenn sie einen hohen Anteil von Kindern aufweisen, die von der Lehrmittelzuzahlung befreit sind oder nicht-deutscher Herkunftssprache sind.