von Peter Neumann
Sebastian Schlüsselberg von der Linken mischt sich in Diskussion über neue Tunnelstrecken in Berlin ein. Weitere Verbesserungen gefordert.
Berlin In die Diskussion um den Ausbau des Berliner U-Bahn-Netzes mischt sich jetzt auch ein Linken-Politiker ein. Sebastian Schlüsselburg, Abgeordneter aus Lichtenberg, fordert den Ausbau des Schienennetzes. Dazu müsse auch ein U-Bahn-Projekt gehören, über das schon lange nicht mehr gesprochen worden ist. „Beim Ausbau der U- und S-Bahn darf Ost-Berlin gerade entlang der Wachstumskorridore nicht abgehängt werden“, sagte Schlüsselburg der Berliner Zeitung. „Ich möchte, dass der Bau der U-Bahn-Linie 11 entlang der Landsberger Allee ergebnisoffen geprüft wird. Wir sollten Anfang der 2020er-Jahre den Mut haben, groß zu denken.“
U11: U-Bahn-Verbindung in den Osten Berlins
U11: So lautet der Arbeitstitel einer U-Bahn-Verbindung in den Osten der Stadt, deren Trasse im Flächennutzungsplan freigehalten wird. Die knapp 16 Kilometer lange Strecke würde am Hauptbahnhof beginnen, unter dem Nordbahnhof, dem Rosenthaler und den Rosa-Luxemburg-Platz hindurch zur Mollstraße führen. Unter der Landsberger Allee würde der Tunnel geradlinig nach Marzahn führen. Dort, wo die Linie S75 kreuzt, soll unterwegs der S-Bahnhof Bürknersfelde entstehen. Am Glambecker Ring würde die U11 enden.
Die neue Ost-West-U-Bahn ist ein Zukunftsprojekt, für das es nicht einmal einen vagen Zeitplan gibt. Die Coronakrise ist kein günstiges Umfeld für Debatten, an welchen Stellen die Schieneninfrastruktur erweitert werden sollte. Wie berichtet sind allein bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) die Fahrgastzahlen um 75 Prozent gesunken, und niemand wagt eine Prognose, wie viele Menschen dem öffentlichen Verkehr nach der Pandemie fernbleiben werden.
U-Bahn-Ausbau: Ein sensibles Thema
Doch langfristig werde das Aufkommen deutlich zunehmen, sagte Schlüsselburg. „Nach der aktuellen Bevölkerungsprognose des Senats werden 2030 rund 590.000 Menschen in Lichtenberg und Marzahn-Hellersdorf leben“, so der Linken-Abgeordnete. „Das sind 35.000 mehr als 2018. Wenn wir die ökologische Verkehrswende schaffen wollen, müssen wir in den kommenden zehn Jahren den Nahverkehr ausbauen.“
Schlüsselburg rief das Projekt Nahverkehrstangente in Erinnerung. Sie würde eine neue Nordsüd-Verbindung schaffen. „Die Möglichkeit eines zweiten, äußeren S-Bahn-Rings von Wartenberg, Springpfuhl und weiter entlang der geplanten Tangentialverbindung Ost sollte ebenfalls ergebnisoffen geprüft werden“, forderte er.
Doch der Abgeordnete hält auch eine Erweiterung des U-Bahn-Netzes für sinnvoll – womit er in der rot-rot-grünen Koalition ein sensibles Thema. Während manche Sozialdemokraten fordern, neue Tunnelstrecken in Angriff zu nehmen, dominieren bei den Grünen und Linken die U-Bahn-Skeptiker. Dort halten viele den Bau von Straßenbahnstrecken und die Sanierung des bestehenden U-Bahn-Netzes für wichtiger. Schlüsselburg will beide Pole nicht gegeneinander ausspielen. Auch er hält neue Straßenbahnstrecken für sinnvoll, auch neue Buslinien wären notwendig. „So wollen wir neue Wohngebiete wie den Lindenhof und die Parkstadt Karlshorst anbinden und so den Umstieg vom Auto erleichtern“, so der Politiker.
Mit dem Bus zum Tierheim nach Falkenberg
Den Wunsch nach Taktverdichtungen bei der Straßenbahn möchte die BVG erfüllen, teilte Verkehrs-Staatssekretär Ingmar Streese (Grüne) auf eine parlamentarische Anfrage Schlüsselburgs hin mit. Sonntags sollen auf der M4 und der M10 mehr Züge fahren, so der Senatspolitiker. Für die Linie 16 werde geprüft, sonnabends den Zehn-Minuten-Takt schon früher zu beginnen. Vorgesehen ist auch, die Linie 18, die derzeit am S-Bahnhof Springpfuhl endet, zum Alexanderplatz und Hackeschen Markt zu verlängern.
Der Senat gab auch Auskunft darüber, wie sich die Pünktlichkeit bei der Straßenbahn entwickelt hat. Ein Bauprojekt in Lichtenberg, das seit Jahren auch viele Kraftfahrer ärgert, strahlt weit ins Tram-Netz aus. „Bautätigkeiten im Bereich des S-Bahnhofs Karlshorst wirken sich negativ auf die Pünktlichkeit der Linien M17, 27 und 37 aus“, gab der Staatssekretär zu bedenken. Während zum Beispiel auf der Linie 37 vor fünf Jahren 93 Prozent aller Fahrten als pünktlich gewertet wurden, so waren es im vergangenen Jahr nur noch 80,5 Prozent.
Deutlich mehr Verspätungen gab es auch auf den Linien M5, M8 und 21. Dagegen hat sich die Pünktlichkeit auf der stark genutzten Linie M6 nicht verändert, und die Linien M4 und M13 erzielten sogar bessere Werte.
Mehr Fahrten sind auch auf einigen Buslinien geplant, geht aus der Senatsantwort auf Schlüsselburgs Fragenkatalog weiter hervor. Dazu zählt die 256, wo der Zehn-Minuten-Takt, der aufgrund einer fehlenden Endstelle nur bis zum S-Bahnhof Hohenschönhausen garantiert wird, auf den Rest der Strecke ausgedehnt werden soll. Vorgesehen ist auch, die Linie 294 montags bis freitags über das Clean-Tech-Gelände in Marzahn zur Wiesenburger Straße zu führen.
Wichtig für alle Berliner ist auch eine andere geplante Neuerung. So wird geprüft, ob das Berliner Tierheim in Falkenberg am Wochenende tagsüber einen Busanschluss bekommen könnte, so Staatssekretär Streese.