Von Hildburg Bruns | 22.08.2022, 08:05 Uhr
Es erwischte im vergangenen Jahr fast jeden in Berlins Landesdienst: Nur 18.757 von 129.156 Beschäftigten blieben an keinem einzigen Arbeitstag mit gesundheitlichen Malaisen zu Hause.
Die Ausfälle summierten sich insgesamt auf 4.447.901 Krankentage. Pro Kopf waren es im Schnitt 34,4 – immerhin 2,4 Tage weniger als im Jahr 2020.
Die Krankenakte Amt zeigt also leichte Besserungen. ABER: Insbesondere bei Polizei, Feuerwehr und den Justizvollzugsanstalten liegt sie im Schnitt deutlich höher. Besonders in der JVA Plötzensee (57,4 Tage) und im neuen Gefängnis Heidering (55,4 Tage).
„Mich überrascht das nicht“, sagt Justiz-Experte Sebastian Schlüsselburg (39, Linke). „Schichtdienst, körperlich und psychisch anstrengende Arbeit, etwa wenn Häftlinge verlegt werden müssen. Wir sollten künftig bei Neueinstellungen auch an gestandene Quereinsteiger, etwa Handwerker denken.“
Am höchsten sind allerdings die Krankentage bei den 502 Knöllchen-Schreibern der Bezirke: pro Kopf 66,3 Tage (Krankenstand also 18,2 Prozent). Wohl auch, weil sie sich oft bei Wind und Wetter von Falschparkern anpöbeln lassen müssen.
Wo der Krankenstand in Berliner Behörden am größten ist…
Und wie lange bleiben Kranke zu Hause, in der Klinik oder Reha?
► bis zu drei Tage 66,8 Prozent aller Krankmeldungen
► vier bis 42 Tage 28,7 Prozent aller Krankheitsfälle
► sechs Wochen bis ein halbes Jahr 3,1 Prozent aller Fälle
► länger als 1,5 Jahre immerhin 1748 Fälle – das entspricht zwar nur 0,4 Prozent aller Fälle, aber auf sie entfällt mehr als jeder zehnte Krankheitstag.
„Tatsächlich ist die Zahl der Langzeit-Erkrankten relativ hoch“, so Alexis Demos, Sprecher der Finanzverwaltung. Seine Behörde erarbeitet gerade ein Konzept, damit Betroffene frühzeitig wieder eingegliedert werden.
Noch mehr Fakten zur Krankenakte Amt
► In Senatsbehörden sank der Krankenstand auf 9,2 % Krankenstand. In Bezirksverwaltungen lag er bei 10,2 %
► Im Juli ist der Krankenstand am niedrigsten, im November mit plus 4 % am höchsten
► Beamte sind im Vergleich zu Angestellten 12,3 Tage/Kopf mehr krank. Gründe: Polizisten, Feuerwehrleute, JVA-Mitglieder sind gefährdeter
► Seit 2007 gibt’s in puncto Geschlecht kaum einen Unterschied: Frauen 9,6 % Krankenstand, Männer 9,2 %
► Mehr Langzeitkranke: 33,7 % alles Krankheitstage entfällt auf Dauererkrankungen länger als ein halbes Jahr
► 15 von 48 Behörden haben erhöhte Krankenbestände. Insbesondere Polizei (12,2 %), Feuerwehr (12,4 %) und JVA-Anstalten (13,8 %)
► Von 129 156 beschäftigten waren im Vorjahr 110 399 mindestens einmal krank – mit und ohne Attest
Quelle: https://www.bz-berlin.de/berlin/knoellchen-schreiber-im-schnitt-66-tage-krank